Taxi Teheran

Viel wurde in den letzten Jahren über die Situation von Filmemachern im Iran geschrieben, besonders über das Berufsverbot, mit dem Jafar Panahi belegt wurde, nachdem er einen Film über die fragwürdige Wiederwahl des damaligen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad drehen wollte. Offiziell steht Panahi unter Hausarrest und darf seinen Beruf nicht ausüben, doch wie seine drei seitdem entstandenen Filme zeigen, legt es der iranische Staat nicht darauf an, diese Verbote durchzusetzen. Panahi lebt in einem vornehmen Viertel Teherans, kann sich weitestgehend frei bewegen und hat es sogar geschafft, seinen neuen Film „Taxi“ auf den Straßen der Hauptstadt zu drehen. Völlig frei ist er dennoch nicht, die Bedrohung des Staates hängt wie ein Damoklesschwert über ihm, auch wenn sich seine Stimmung seit „Ist das ein Film“ und „Pardé“ augenscheinlich deutlich gebessert hat. Waren diese ersten beiden unter „Arbeitsverbot“ entstandenen Filme noch von Panahis düsterer Stimmung geprägt, von Schwermut, Selbstzweifeln und Melancholie, ist „Taxi“ von einer ironischen Leichtigkeit durchzogen, die fast vergessen lässt, welche Themen dann doch behandelt werden.

Panahi selbst gibt einen Taxifahrer, was zunächst wie ein dokumentarischer Blick auf einen Mann wirkt, der seinen eigentlichen Beruf nicht mehr ausüben darf und nun sein Geld auf andere Weise verdienen muss. Doch auch wenn der Anschein des Dokumentarischen gewahrt bleibt, manche der Passagiere, die Panahi im Laufe des Films befördert, tatsächlich Variationen ihrer selbst darbieten, ist „Taxi“ doch ein bis ins Detail durchdachter, hoch komplexer Film. In dem in kaum 80 Minuten vielfältige Themen angerissen werden und dabei ein präziser, kritischer, zwischen Widerstandswillen und Resignation schwankender Blick auf die iranische Gegenwart geworfen wird. Weite Teile von „Taxi“ sind mit einer statischen Kamera gefilmt, die Panahi auf dem Armaturenbrett seines Autos befestigt hat. Doch immer wieder brechen gröbere, verwackelte Bilder diesen Blick auf, per Handykamera oder Digitalkamera gefilmte Bilder, mit denen Panahi teils komplexe Bild-im-Bild-Kompositionen erzeugt, die Fragen nach der Wahrhaftigkeit von Bildern stellen. Und nicht zuletzt zeigt Panahi, dass es keiner großen Budgets, keines gigantischen Aufwandes bedarf, um sowohl politisch relevante als auch künstlerisch herausragende Werke zu drehen.

Iran 2015
Regie, Buch: Jafar Panahi
Darsteller: Jafar Panahi, Hana Saeidi
Laufzeit: 82 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

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