Gefühlt Mitte Zwanzig

Sie sind Anfang 40, leben im angesagten Brooklyn und arbeiten in ihrem Traumberuf in der Filmindustrie. Während die meisten Freunde nach und nach Familien gründen und Kinder bekommen, genießen Josh (Ben Stiller) und Cornelia (Naomi Watts) alle Freiheiten, die ihnen das New Yorker Großstadtleben bietet. Und doch beschleicht sie manchmal das Gefühl, dass sie etwas verpassen. In ihrer Beziehung hat ohnehin schon länger eine gefährliche Routine Einzug gehalten. Als beide das junge Hipster-Paar Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennenlernen, sind sie zunächst fasziniert von deren jugendlichem Elan und Spontanität. Plötzlich fühlen sich auch Josh und Cornelia wieder wie Mitte Zwanzig. Sie unternehmen neue Abenteuer und werfen so manche ihrer alten Gewohnheiten über Bord. Joshs und Cornelias Verjüngungskur verwundert gleichzeitig ihre alten Freunde, die mit einer solch unerwarteten Veränderung nicht viel anfangen können...

Mit „Gefühlt Mitte Zwanzig“ springt der New Yorker Regisseur Noah Baumbach von der Generation der „Twenty-Somethings“, die noch in seinem letzten Film „Frances Ha“ im Mittelpunkt stand, zu den scheinbar gesettelten Großstädter jenseits der 40. Dass sich diese als Folge des allgegenwärtigen Jugend- und Optimierungsdiktats nur zu gerne um 10 bis 20 Jahre jünger machen würden, besitzt jede Menge tragikomische Züge, wie Baumbach vor allem anhand Ben Stillers Figur zeigt. Während Josh an seinen ambitionierten Zielen als Dokumentarfilmer zu scheitern droht, verliert er sowohl seine Beziehung als auch das Leben aus den Augen. Baumbachs Milieu ist das des liberalen, intellektuellen Großstädters, was den Vergleich mit Woody Allen nicht zuletzt aufgrund des New Yorker Hintergrunds nahelegt. Tatsächlich besitzt auch seine neue Arbeit einen erfrischenden, wenngleich nicht immer tiefsinnigen Humor, der die Tür für durchaus ernste Gedanken über menschliche Unzulänglichkeiten und unserer Angst vor dem Älterwerden öffnet. Sogar auf Slapstick verzichtet Baumbach nicht. Zusammen mit Naomi Watts, die hier endlich auch mal ihr komödiantisches Talent zeigen darf, gelingt Stiller ein rundum stimmiges, ehrliches Portrait eines von Routine und Alltag bedrohten Paares. Ganz gleich ob man Baumbach dafür das Etikett eines „neuen Woody Allen“ aufdrücken will oder nicht, seine Entwicklung als Beobachter unterschiedlicher Familienbeziehungen ist von Stillstand weit entfernt.

USA 2014
Regie & Drehbuch: Noah Baumbach
Darsteller: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried, Matthew Maher, Adam Horovitz, Maria Dizzia
Laufzeit: 97 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

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