Trash

Für Raphael, Gardo und Rato ist die Jugend kein Ponyhof. Die drei Freunde leben als Straßenkinder auf den Abfallbergen des Molochs Rio. Wie Hunderte andere ihrer Leidensgenossen durchstöbert das Trio Tag für Tag den Müll nach Essensresten oder brauchbaren Gegenständen, die sich für ein paar Münzen noch verkaufen lassen. Dann gelingt Raphael überraschend der ganz große Treffer: Er findet eine Ledertasche voller Geld, eine kleine Karte sowie einen geheimnisvollen Schlüssel. Ganz selbstverständlich gibt der Finder seinem Kumpel ein paar Scheine ab und versteckt den Rest der Beute. Als Polizeieinheiten auf der Müllkippe eintreffen, um nach der Tasche zu fahnden, gibt sich der clevere Knirps bei der Befragung ahnungslos. Der Ermittler Angelo schöpft dennoch Verdacht. Erst lockt er freundlich mit Kumpelhaftigkeit und einer hübschen Belohnung, um an das Fundstück zu kommen. Dann greift er skrupellos zu Methoden perfider Einschüchterung sowie brutaler Folter. Mit großem Glück gelingt dem jungen Opfer das Überleben. Allen Qualen und Einschüchterungen zum Trotz macht sich der kleine Rebell mit seinen Freunden unverdrossen weiter auf die Suche nach der Wahrheit um seinen geheimnisvollen Fund. Je näher er der Lösung kommt, desto näher sind ihm seine Verfolger auf der Spur. Auf einem nächtlichen Friedhof kommt es schließlich zum spektakulären Showdown.

Mit „Der Vorleser“ und „The Hours“ hat der Brite Stephen Daldry sein Talent für sensible Literaturverfilmungen erfolgreich unter Beweis gestellt, Oscar-Nominierungen inklusive. Diese Talente bringt er nun auch souverän bei „Trash“ ein. Sein Figurenkabinett ist plausibel und präzise konstruiert: Vom naiven Priester über den fiesen Cop bis zu den selbstbewussten Straßenkids fällt die Psychologie stimmig aus. Die raffinierte Dramaturgie von Drehbuch-Talent Richard Curtis („Notting Hill“) sorgt mit Rückblenden und überraschenden Wendungen für effektvolle Spannung ohne jeden Hänger. Die gigantischen Müllberge und das hektische Treiben in der Großstadt bieten als imposante Kulissen immer wieder visuelle Wow-Effekte. Last not least präsentiert dieser Thriller spektakuläre Verfolgungsjagden, bei denen auch James Bond außer Atem käme. Dieses ambitionierte Slum-Drama um Korruption und Gerechtigkeit könnte dem südamerikanischen Papst ebenso gut gefallen wie den Oscar-Juroren.

Großbritannien 2014
Regie: Stephen Daldry,
Christian Duurvoort
Darsteller: Rickson Tevez, Eduardo Luis, Gabriel Weinstein
114 Minuten
ab 12 Jahren

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