Nur eine Stunde Ruhe!

Einen entspannten Samstag morgen möchte der Zahnarzt Michel Leproux (Christian Clavier) verbringen, er schlendert gemütlich über den Flohmarkt und findet aus heiterem Himmel genau die Jazz-Platte, die er schon seit Jahren gesucht hat. Zu Hause angekommen startet er den ersten Versuch, die Platte abzuspielen, doch über die ersten Takte wird er nicht hinauskommen. Zunächst ist es seine Frau Nathalie (Carole Bouquet), die unbedingt mit ihm reden möchte. Dann steht auch noch der missratene Sohn Sébastien (Sébastien Castro) vor der Tür, der wieder zu Hause einziehen will. Doch sein Kinderzimmer wird gerade umgebaut, dummerweise von einem angeblich polnischen Handarbeiter, der sich allerdings als Portugiese entpuppt, sein Handwerk aber nicht allzu gut versteht und die halbe Wohnung unter Wasser setzt. Und auch gleich noch die des Nachbarn, der eigentlich eine Hausparty geplant hatte, die nun kurzerhand bei Michel stattfinden muss...

Vor gerade einmal einem Jahr erlebte Florian Zellers Theaterstück „Eine Stunde Ruhe“ seine Uraufführung, nun kommt schon Patrice Lecontes filmische Adaption ins Kino. Eine verblüffende Dringlichkeit, denn das Stück des gerade einmal 35jährigen Zellers wirkt wie aus der Zeit gefallen. Abgesehen von der Benutzung von Mobiltelefonen gibt es keinen Anhaltspunkt, dass die Geschichte nicht auch schon in den 70er oder gar 50er Jahren hätte spielen können. Eher grobschlächtig sind die Situationen, in denen sich Michel verstrickt, eher schlicht – um es vorsichtig auszudrücken – die Zeichnung der Minoritäten, die in die gutbürgerliche Welt der französischen Oberschicht eindringen: die spanische Haushälterin hat überdimensionierte Gesichtszüge und benimmt sich wenig gesittet, Polen gelten als fleißige Handwerker, die vietnamesischen Flüchtlinge treten als vielköpfige Sippschaft auf, die im Zimmer kochen, aber immerhin eine höchst attraktive Tochter haben. Wenn man großzügig ist könnte man argumentieren, dass auch die Franzosen nicht allzu gut wegkommen, allen voran Michel, dessen Leben innerhalb von einer Stunde aus der Bahn gerät. Gespielt und inszeniert ist das mit der nötigen Rasanz: Die Türen schlagen, die Fetzen fliegen, bisweilen kommt der Film für kurze Momente zur Ruhe, bevor die nächste Katastrophe über Michel und die Seinen hereinbricht. Künstlerisch ist das zwar weit von früheren Filmen Lecontes entfernt, aber als Boulevardkomödie funktioniert „Nur eine Stunde Ruhe“ durchaus.

Frankreich 2014
Regie: Patrice Leconte
Darsteller: Christian Clavier, Carole Bouquet, Valérie Bonneton, Rossy de Palma, Stéphane De Groodt, Christian Charmetant
Laufzeit: 79 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: