Die Gärtnerin von Versailles

Frankreich, Ende des 17. Jahrhunderts. „Dieses Durcheinander, das ist ihr Paradies?“, will der königliche Landschaftsarchitekt André Le Notre (Matthias Schoenaerts) irritiert mit Blick auf das wilde Pflanzenmeer wissen. „Es ist meine Suche danach“, antwortet ihm die mittellose, verwitwete Gärtnerin Sabine De Barra (Kate Winslet) bescheiden. Ihre kreative Vision, wie sie neuer und kühner kaum sein könnte, macht den obersten Gartenbaumeister trotzdem neugierig. Denn für seinen ehrgeizigen Auftrag, in Versailles einen riesigen Garten für den Sonnenkönig Ludwig IVX. und sein Gefolge anzulegen, benötigt er dringend extravagante Ideen. Während Monsieur Le Notre die Symmetrie über alles geht, liebt seine talentierte Kollegin als Freigeist das Unkonventionelle. Schon vor dem Vorstellungsgespräch rückt sie selbstbewusst einen schweren Blumentopf des Meisters aus der Achse. Dass er sie danach dennoch anstellt, um den üppigen, royalen Barockgarten zu gestalten, kommt in einer von Männern dominierten Welt einer Revolution gleich. Vor allem seiner eifersüchtigen Gattin (Helen McCrory) ist die aparte, geschickte Gärtnerin ein Dorn im Auge...

„Solche Charaktere, die sich ein wenig fremd in ihrer Welt fühlen und nach ihren eigenen Regeln leben“, verrät die britische Oscarpreisträgerin Kate Winslet „ziehen mich stark an“. Nicht zuletzt deshalb musste Regisseur Alan Rickman die dreifache Mutter nicht lange überreden bei seinem zweiten Regieprojekt mitzumachen. Außerdem ist es nicht ihre erste Zusammenarbeit. In seiner Nebenrolle als eitler König liefert sich das Gespann geschliffene Wortwechsel. Denn Rickmans elegantes Sittengemälde erzählt nicht nur gekonnt die Entstehung des Ballsaal-Bosketts der Barockgärten. Sondern seziert gleichzeitig mit ironischem Blick die Heucheleien der höfischen Gesellschaft. Freilich betört vor allem die im Mittelpunkt stehende romantische Liebesgeschichte die Sinne. Denn der belgische Shootingstar Matthias Schoenaerts („Der Geschmack von Rost und Knochen“) beweist hier bestechend, dass er auch die sanften Töne trifft. Für den prächtigen Rahmen dieses opulenten Historiendramas entwirft die Oscar nominierte Kamerafrau Ellen Kuras exquisite Kompositionen, die fast schon an Stanley Kubricks barockes Meisterwerk „Barry Lyndon“ erinnern, das sich bei Innenaufnahmen auf Kerzenlicht beschränkte. Dabei lässt Kuras ihre Bilder jedoch nicht durch Ausstattung und Kostüme erdrücken.

Großbritannien 2014
Regie: Alan Rickman
Darsteller: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman
116 Minuten
ab 6 Jahren

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