Every Thing Will Be Fine (in 3D)

Der Schriftsteller Tomas (James Franco) hat sich zum Schreiben in eine kleine Hütte auf dem zugefrorenen See zurückgezogen. Wie in einer Schneekugel fallen die glitzernden Flocken in 3-D durch das Bild. Nach einem Anruf seiner Freundin fährt Tomas in die gemeinsame Wohnung zurück. Das Wetter ist trübe, die Scheibenwischer schmieren. Plötzlich rutscht ein Schlitten auf die Straße. Schockiert tritt der Fahrer auf die Bremse. Noch schockierter wird der Schriftsteller sein, wenn er die ganzen Folgen des vermeintlich glimpflichen Unfalls erkennt. Für die Polizei trifft den Fahrer keine Schuld. Doch das Geschehen wirft den Autor aus der Bahn. Die ohnehin krisengeschüttelte Beziehung bricht auseinander, Tomas sucht verzweifelt Trost im Alkohol. Zwei Jahre später, gerade ist sein neuer Roman erschienen, wagt sich der Held zurück an den Ort des damaligen Geschehens. Er trifft auf die Mutter (Charlotte Gainsbourg) und bittet um Vergebung. Sie und ihr Sohn Christopher würden auch ihn in ihre Gebete immer einschließen, bekommt er verblüfft zur Antwort. In der Nacht erhält er einen Anruf, er möge nochmals zurückkommen...

Telefongespräche ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Drama. Nicht minder auffallend ist, wie häufig die Beteiligten hinter Fenstern agieren, durch die sie von der Kamera beobachtet werden. Wenn diese Distanz fällt, dann gleich radikal: In wechselseitigen Großaufnahmen erlebt man die redenden Akteure, fast als wären sie Interview-Partner. Für die Darsteller gerät die Sache zum unerbittlichen Seelenstrip in 3-D, zwei Kameras sehen schließlich mehr als eine. Das ausdrucksstarke Gesicht der Gainsbourg ist unter normalen Verhältnissen schon wirkungsvoll, in dreidimensionalen Verhältnissen potenziert sich der Effekt. Und für James Franco ist diese Rolle des coolen Künstlers mit Versagensängsten und sensiblem Herzen ohnehin eine gemähte Wiese. Mit seiner Tanz-Doku „Pina“ hat Wenders virtuos unter Beweis gestellt, dass sich das 3-D-Format nicht nur für Action-Ware aus der Popcorn-Abteilung eignet. Mit diesem intimen Schuld- und Sühne-Drama betritt er abermals cineastisches Neuland und liefert einen Film, wie es ihn so noch nicht gegeben hat. "Ich bin mir sicher, dass sich hier eine ganz neue Tür für die 3-D-Technik öffnet, für das Schauspielen und für Stoffe, die dadurch tatsächlich eine andere Dimension bekommen", sagt Wenders. Wer's nicht glaubt – ab ins Kino!

Deutschland, Kanada u.a. 2015
Regie: Wim Wenders
Darsteller: James Franco, Charlotte Gainsbourg, Rachel McAdams
118 Minuten

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