Elser

8. November 1938: Im Münchener Bürgerbräukeller hält Adolf Hitler eine Rede. 13 Minuten, nachdem er das Lokal verlassen hat, explodiert eine Bombe und reißt acht Menschen in den Tod. Schon während Hitlers Rede wird am Grenzübergang zur Schweiz der deutsche Kunstschreiner Georg Elser (Christian Friedel) festgenommen, weil er sich merkwürdig verhält und verdächtige Gegenstände mit sich führt. Bald ist klar, dass es sich um den Attentäter handelt. Er hatte die Bombe schon am 6. November versteckt. Beim Verhör setzen Kripo-Chef Arthur Nebe (Burghart Klaußner) und Gestapo-Leiter Heinrich Müller (Johann von Bülow) teilweise Folter ein. Trotzdem beharrt Elser auf seiner Darstellung, allein und ohne Hintermänner gehandelt zu haben.

Wer war Georg Elser? Immer noch ist in der Öffentlichkeit zu wenig bekannt über den Mann, der die Weltgeschichte entscheidend hätte ändern können. Der Grund dafür liegt wohl in diesem Konjunktiv – für die Mythenbildung zählt die Tat, nicht das Vorhaben. Außerdem wirkt noch immer das Bild von Georg Elser als Eigenbrötler und Querulanten nach, das auf die Gestapo-Propaganda zurückgeht. So konnte der Schwabe nie die romantische Aura eines stolzen Widerstandskämpfers entwickeln wie etwa Sophie Scholl. Insofern ist es tatsächlich angebracht, dieses Bild durch einen großen Kinofilm zu korrigieren und Georg Elsers Tat zurück ins Bewusstsein zu bringen. „Elser“ tut das mit ausgedehnten Rückblenden, die sein Leben bis zur Tat schildern. Bei ihrer Recherche fanden Drehbuchautor Fred Breinersdorfer und seine Tochter und Ko-Autorin Léonie-Claire heraus, das Elser ein lebenslustiger Mann war, der Musik machte und einen Schlag bei Frauen hatte. Großartig gelungen sind die Verhörszenen. Der Film erspart dem Zuschauer keine Details, er zeigt, was es bedeutet, unter der Folter zu leiden. Er zeichnet die nackte Angst nach, die man empfinden muss, wenn man in die Hände eines mitleidlosen, fanatischen Regimes gefallen ist. Sehr gut gezeichnet ist die Figur des Arthur Nebe, der von Elsers Überzeugung und Geradlinigkeit nachhaltig verunsichert wird. Nebe kann einfach nicht fassen, wie jemand an der Allmacht des Führers zweifeln kann. So ist „Elser“ ein Stück konventionelles Kino, das trotz einiger Schwächen zeigt, wie wichtig Zivilcourage ist. Dabei verschweigt der Film aber nicht, wie viel Mut dafür erforderlich ist – und wie hoch der Preis, den Elser dafür zahlt.

Deutschland 2015
Regie: Oliver Hirschbiegel
Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner
114 Minuten
ab 12 Jahren

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