The Zero Theorem

Computer-Genies gelten gemeinhin kaum als gesellige Wesen. Das gilt ganz besonders für den glatzköpfigen Sonderling Qohen Leth, den Christoph Waltz mit der ihm eigenen Hingabe genüsslich bis zur Grenze zum Wahnsinn zelebriert. Zappelig wird der schräge Vogel erst, wenn das Telefon klingelt. Denn der Held wartet seit endlosen Zeiten auf einen erlösenden Anruf, der ihm den Sinn des Lebens erklärt. Dieses Telefongespräch verspricht nun vollmundig sein Vorgesetzter Joby (David Thewlis). Der kleine Haken dabei: Das Genie muss dafür erst das Zero Theorem lösen. Für diese Universal-Gleichung interessiert sich der geheimnisvolle Konzernchef, der auf den putzigen Namen „Management“ hört und von Matt Damon als schillernder Machtmensch verkörpert wird. Er verspricht sich von der Formel und dem Wissen vom Chaos das ideale Geschäftsmodell der Zukunft. Sein frühreifer Sohn Bob freilich will von Papas Profitgier nichts wissen, trotzig schlägt sich der Teenager als echter Hacker-Rebell auf die Seite des wackeren Helden...

Traditionell sind die Filme des kreativen Tausendsassas Terry Gilliam eine surreale Schlachtplatte mit überbordendem Einfallsreichtum, schrägem Figurenkabinett sowie einem visuellen Brillant-Feuerwerk. Die „Monty Python“-Legende erweist sich dabei stets als wahrer „Münchhausen“, für den die pure Lust am Erzählen und Fabulieren bereits ein vergnüglicher Wert an sich bedeutet. Wie üblich präsentiert sich die Story als Gleichung, die nicht ohne Rest aufgeht. Gilliam bietet ein üppiges Füllhorn von Metaphern, philosophischer Symbolik samt glitzerndem Fantasy-Plunder - was der Zuschauer davon als Erkenntnis-Schätzchen mitnimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Thematisch hat er freie Auswahl: Konformismus und Rebellion, Konsum und Verweigerung, Identität, Gehirnwäsche, Omnipräsenz von Technologie-Konzernen sowie die gute alte Orwell-Überwachung à la „1984“ - „alles kann, nichts muss“ lautet die programmatisch Parole des überzeugten Anarcho-Aufklärers Gilliam.
Mit seinen 73 Jahren erweist sich dieser kreative Altmeister als quirliger, vor Ideen nur so sprudelnder Quergeist, ein cineastischer Don Quichotte, der munter seine famosen Visionen auf die Leinwand zaubert ohne dabei mit eitlen Selbstgefälligkeiten eines Michel Gondry zu nerven. Wie für jeden Gilliam gilt natürlich auch diesmal das gute alte Monty Python-Theorem: „Always look on the bright side of life!“.

USA 2014
Regie: Terry Gilliam
Darsteller: Christoph Waltz. Matt Damon, Tilda Swinton, Ben Whishaw, David Thewlis, Lucas Hedges
Laufzeit: 107 Minuten

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