Ein Geschenk der Götter

„Ach, mich schmerzt das am meisten, aber deine Kunst darf hier doch nicht versauern“, so hat der eitle Intendant des Stadttheaters Ulm gerade in der Kantine Schauspielerin Anna Bischoff süffisant die Kündigung serviert. Mehr Mitgefühl findet Anna im Jobcenter, wo eine theaterbegeisterte Sachbearbeiterin ihr spontan anbietet, einen Schauspielkurs für acht Langzeitarbeitslose abzuhalten. Die sollten eigentlich eine Computerschulung bekommen, aber die PCs sind noch nicht bewilligt, also gibt’s ein bisschen Theaterübungen - Hauptsache, sie verschwinden aus der Statistik. Die amtlich gekürten Schauspieler wider Willen reagieren zunächst mit Lethargie und Trotz auf die neue Maßnahme. Doch Mitmachen ist Pflicht, sonst wird die Stütze gekürzt. Die Charmeoffensive von Anne kommt immerhin langsam in Schwung. Ein stolzer Grieche wittert seine Chance zur Selbstdarstellung. Der Streber mit Brille und Studienabschluss sieht sich endlich intellektuell herausgefordert. Dem resignierten alten Schreiner ist ohnehin längst alles egal. Mit gutem Zureden kann Anna schließlich die junge Friseuse und die resolute Erzieherin für ihren Kurs begeistern. Als härtere Nuss entpuppen sich hingegen ein aggressiver Mittfünfziger sowie ein phlegmatischer Jugendlicher, der seine Leseschwäche hinter pampigen Sprüchen versteckt. Auf den Lehrplan hat Anna „Antigone“ gesetzt, jenes Stück, das ihr sehr am Herzen liegt und allmählich auch die Arbeitslosen begeistert...

Je länger die Proben, desto mehr erfährt man von den privaten Schicksalen der Protagonisten. Wie die junge Friseuse in ihrem Praktikum ganz selbstverständlich ausgebeutet wird oder der Grieche an seinem Traum vom eigenen Lokal an der Bürokratie scheitert. Warum die zweifache Mutter derart verschüchtert auftritt oder weshalb der verbitterte Teilnehmer sich so aggressiv verhält. Last not least hat auch Anna ihr privates Päckchen zu tragen. Dieses hübsch aufgestellte Figurenkarussell wird mit situationskomischer Gruppendynamik so amüsant und kurzweilig in Schwung gehalten, dass zeitweilige Griffe in die Klischeekiste kaum großartig stören. Als echter Glücksgriff erweist sich die Besetzung. Katharina Marie Schubert („Rubbeldiekatz”) erobert mit charismatischer Lässigkeit souverän die Herzen des Publikums. Adam Bousdoukos gibt den polternden Macho mit weichem Kern so überzeugend wie in seinen Fatih Akin-Filmen. Auch Jungstar Rick Okon beweist mit unbeschwert cooler Leinwandpräsenz, dass er nicht umsonst schon mehrfach für Nachwuchspreise nominiert wurde.

Deutschland 2014
Regie Oliver Haffner
Darsteller Katharina Marie Schubert, Adam Bousdoukos, Marion Breckwoldt
102 Minuten
o.A.

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