Diplomatie

Adolf Hitler war von Paris ebenso beeindruckt wie wohl jeder Besucher der Seine-Metropole. Dass Paris im Gegensatz zu Berlin am Ende des Krieges praktisch unversehrt war, konnte er nicht hinnehmen: Als sich im August 1944 die alliierten Truppen der französischen Hauptstadt näherten, ihr Fall nur noch eine Frage von Tagen war, gab es für Hitler daher nur eine Möglichkeit: „Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen“ hieß es am 23. August in einem Führerbefehl, der an den Kommandierenden General Dietrich von Choltitz (im Film gespielt von Niels Arestrup) erging. In der Nacht während der Vorbereitungen zur Zerstörung von Paris steht plötzlich der schwedische Generalkonsul Nordling in Choltitzs Amtszimmer. Mit allen Mitteln der Diplomatie will er den General von seinem Vorhaben abbringen...

Wenig Fakten gibt es also, was einerseits einen historischen Film schwierig macht, es andererseits auch ermöglicht, die Phantasie schweifen zu lassen. Und das tun Volker Schlöndorff und sein Co-Autor Cyril Gély auf dessen gleichnamigem Theaterstück der Film basiert. Ein klassisches Kammerspiel ist diese Arbeit Schlöndorffs geworden, der eine besondere Verbindung zu Paris besitzt, wo er lange Jahre lebte und als Regieassistent von Louis Malle und Jean Pierre Melville das Handwerk lernte. Mit Niels Arestrup und André Dussolier, der den schwedischen Generalkonsul Raoul Nordling spielt, hat er zwei französische Großschauspieler zur Verfügung, die auch schon in der Bühnenversion brillierten und sich ein intellektuelles Duell liefern, das allerdings weitestgehend erfunden ist. Zwar trafen sich die beiden Männer bisweilen, doch im Büro des Generals, in der Nacht vom 24. auf den 25. August 1944 – wie es der Film schildert – trafen sie sich nicht. Während der deutsche General auf seine Funktion als Soldat pocht, der Befehle ausführen muss und zudem durch das Sippenhaftdekret seine Familie in Gefahr wähnt, versucht der in Paris geborene Nordling an das Gewissen des Generals zu appellieren. „Diplomatie“ lebt vor allem von seiner Atmosphäre, den starken Schauspielern und seiner Begeisterung für Paris, einer Stadt, die so eindrucksvoll ist, dass selbst ein deutscher General sie lieber verschonte als zu vernichten.

Frankreich/ Deutschland 2013
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: Niels Arestrup, André Dussolier, Robert Stadlober, Burghart Klaußner
Laufzeit: 85 Minuten
ab 12 Jahren

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