Wir sind die Neuen

Mit 50, 60 ist das Leben nicht mehr ganz so aufregend wie vielleicht mit 20. Zumal wenn man keine Karriere, nicht das große Geld gemacht hat, die Ehe vielleicht geschieden ist, und die Wohnungen in München viel zu teuer geworden sind. So ergeht es Anne (wunderbar frech und direkt: Gisela Schneeberger), die aus ihrer Wohnung raus muss und sich überlegt, wie es weitergehen soll. Könnte man nicht vielleicht einfach wieder von vorne anfangen, sich eine Wohnung teilen und wieder mit der WG von einst aus alten Studententagen zusammen ziehen? Gesagt getan, klappert sie ihre einstigen Mitbewohner ab. Und tatsächlich, auch Johannes (Michael Wittenborn) und Eddi (Heiner Lauterbach) sind nicht abgeneigt, endlich nicht mehr allein zu leben. So passiert es, dass sie (wieder) gemeinsam eine Wohnung beziehen und fröhlich-erwartungsvoll ihren Nachbarn zurufen: Wir sind die Neuen! Aber der Studenten-WG, die über ihnen wohnt, sind diese neuen viel zu alt. Sie verstehen keinen Spaß, denn sie büffeln für Klausuren und Examen und können alles gebrauchen, bloß keine lustigen und lauten Nachbarn, die sich nicht an die Hausregeln halten...

Aus diesem Aufeinandertreffen der Generationen hat Ralf Westhoff eine höchst intelligente Komödie über Lebensträume, Lebenswege und Lebenswirklichkeiten gemacht. Gekonnt läßt er seine überzeugend aufspielenden Protagonisten über die Bedeutung von Freiheit und Freundschaft streiten, über den Sinn von Karriere und Geld und die Wichtigkeit von Sicherheit im Leben – kurz darüber, was denn überhaupt ein Leben ausmacht. Seine scharfzüngigen Dialoge haben Witz und Pfeffer. Herrlich frech und zuweilen böse läßt er die Generationen aufeinander treffen – und die jeweiligen Vorstellungen und Gewohnheiten gehörig durcheinanderwirbeln. Inszeniert ist das recht gesellschaftskritisch, aber so unterhaltsam ohne philosophisches Lamentieren, ohne kammerspielartige Beengtheit, so genau ist alles exakt auf den satirischen Punkt gebracht, dass man immer wieder herzhaft lacht. Flott und flüssig von lockerer Hand erzählt, weiß Regisseur und Drehbuchautor Ralf Westhoff seine Pointen über das Jungsein und das Älterwerden genau zu setzen. Und wie nebenbei streut er unzählige herrliche Gags ein. Dieser Kinofilm beschert einem eindeutig einen sehr guten Tag.

Deutschland 2014
Regie: Ralf Westhoff
Darsteller: Gisela Schneeberger, Heiner Lauterbach, Michael Wittenborn
92 Minuten
ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: