Monsieur Claude und seine Töchter

Claude und Marie sind ein sehr, sehr gut situiertes Ehepaar mit einer ziemlich prächtigen Villa an der Loire und vier ebenfalls prächtigen Töchtern. Ihr Leben könnte absolut perfekt sein, wenn – ja, wenn die Töchter sich bei der Auswahl ihrer Ehemänner an den eisenharten Grundsätzen ihrer Eltern orientieren würden. Ein guter Ehemann ist in Claudes und Maries Augen ein Franzose und katholisch. Aber die Töchter haben ihren eigenen Willen, und nacheinander heiraten drei von ihnen einen Muslim, einen Juden und einen Chinesen. Jede Hochzeit bringt das Weltbild der Eltern aufs Neue ins Wanken. Nun ruhen alle Hoffnungen des geplagten Paars auf der jüngsten Tochter, die ihnen eine katholische Hochzeit in Aussicht gestellt hat. Marie und Claude freuen sich auf das erste Treffen mit ihrem neuen Schwiegersohn Charles und sind wie vom Donner gerührt, als sie sehen, dass der Verlobte ihrer Tochter schwarz ist. Damit droht eine Familienkatastrophe von globalen Ausmaßen…

Lustvoll lässt Philippe de Chauveron seine Charaktere aufeinanderprallen, angeführt von dem nationalistisch angehauchten Claude – er ist das weltweit ebenso erprobte wie überholte Modell des klassischen Familienvaters, ein Bourgeois erster Güte, bekennender Gaullist und bis zum Kragenknopf prall gefüllt mit rückständigem Gedankengut. Dieses Musterbeispiel eines Betonkopfes wird gespielt von Christian Clavier, der auf den Putz haut, dass es nur so kracht, und dennoch nicht der Versuchung erliegt, in der Klamotte zu landen. Um das Vergnügen noch zu vergrößern: Auch die Schwiegersöhne sind sich untereinander nicht grün und können mit ihrem Schwiegerpapa prima mithalten, was Vorurteile gegeneinander betrifft und die Kreativität, mit der sie Spitznamen füreinander finden. Der „Clash of Cultures“ – ein Zusammenprall von Kulturen – ist nicht ohne Grund immer häufiger ein Thema im Kino. Doch selten war er so lustvoll und provokant, so boshaft und doch gleichzeitig so liebenswürdig wie hier. Die Geschichte funktioniert perfekt, der Humor – so fies und bissig er gelegentlich sein mag – bleibt doch immer liebenswert, weil vieles übers Wiedererkennen läuft und über das Eingeständnis der eigenen Schwächen. Unsere Welt wandelt sich, vieles ist anders als vor 10 oder 20 oder 50 Jahren – jetzt müssen sich nur noch die Menschen ändern. Der schönste Weg dorthin könnte über ein weltumspannendes Gelächter führen.

Frankreich 2014
Regie: Philippe de Chauveron
Darsteller: Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan
Länge: 97 Minuten
Ohne Altersbeschränkung

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