No Turning Back

Ivan Locke hat wichtige Termine. Am Abend wird der Familienvater sehnsüchtig von seiner Frau und den beiden Söhnen zum gemeinsamen Fußball schauen im Fernsehen erwartet. Am nächsten Morgen soll der Bauleiter auf seiner Großbaustelle mit einer logistischen Meisterleistung die Anlieferung von 218 Betonmischern organisieren, um nach penibler Planung das gigantische Fundament für ein Hochhaus zu gießen. Beide Termine wird der sonst so zuverlässige Ivan überraschend sausen lassen. Denn Herr Locke hat noch eine wichtigere Verabredung: Im fernen London kommt in dieser Nacht sein uneheliches Kind zur Welt. Der psychisch labilen Mutter hat er fest versprochen, bei der Geburt anwesend zu sein. Dass die Ehefrau von dem einmaligen Seitensprung mit Folgen noch nichts ahnt, macht die ganze Sache nicht einfacher. Dass den trinklustigen Stellvertreter die alleinige Betreuung der Baustelle ziemlich überfordern wird, scheint absehbar. Doch Locke hat sich entschlossen: Er wird in dieser Nacht nach London aufbrechen. Zu einer Fahrt, die sein Leben einschneidend verändern wird.

Mit seinen Drehbüchern für „Tödliche Versprechen“ von David Cronenberg oder „Kleine schmutzige Tricks“ von Stephen Frears hat sich Steven Knight einen guten Namen gemacht. In seiner zweiten Regiearbeit zieht er perfekt die dramaturgischen Fäden und weiß, wie man auf kleinstem Raum große Spannung erzeugen kann. Der Innenraum des BMW wird aus allen denkbaren Winkeln präsentiert. Als Kontrast blitzen draußen die Scheinwerfer, Leuchttafeln und Reflektionen auf der wenig befahrenen Autobahn auf. Zum größten Teil hält die Kamera jedoch in Großaufnahme auf das Gesicht des telefonierenden Fahrers. Der Zuschauer wird gleichsam zum Beifahrer und willigen Komplizen des an der Freisprechanlage zappelnden Helden. Damit dieses eigenwillige Konzept funktioniert, bedarf es unbedingt eines außergewöhnlichen Darstellers, der mit dem hierzulande eher unbekannten Briten Tom Hardy gefunden wurde. Ein echter Casting-Glücksgriff und eine schauspielerische Meisterleistung. „Wenn du nur einen kleinen Fehler machst, dann bricht alles zusammen“, sagt Locke einmal. Gemeint ist damit die richtige Betonmischung für das Fundament seiner Hochhaus-Baustelle. Die Erkenntnis gilt freilich gleichermaßen für die Basis seiner eigenen Existenz.

Großbritannien 2013
Regie: Steven Knight
Darsteller: Tom Hardy
Laufzeit: 96 Minuten
FSK: ohne Altersbeschränkung

Bild

Spielzeiten: