Super-Hypochonder

Es ist Silvester. Ein Krankenwagen rast durch Paris. Überall springen feiernde Menschen aus dem Weg. In höchster Eile wird der Patient eingeliefert und komplett durchgecheckt. Anschließend stehen die Ärzte ratlos vor einer ganzen Wand voller Röntgenaufnahmen. Es ist nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Bei dem Patienten handelt es sich um Romain Faubert, gespielt von Dany Boon als Hypochonder erster Güte. Romain geht niemals ohne Desinfektionsmittel aus dem Haus, fasst niemals öffentliche Geländer an, hat ein Medikamentenregal dort, wo andere eine Bücherwand haben und besucht nahezu täglich seinen Hausarzt Dimitri Svenka (Kad Merad), den er für seinen einzigen Freund hält, während dieser seinerseits die Nervensäge Faubert am liebsten los wäre. Der einzige gangbare Weg der ihm einfällt, ist, Romain zu verkuppeln. Dimitris Versuche Romain zu kurieren fangen mit einer Folge unterhaltsam-verpatzter Dates an und schrauben sich in immer alberneren Windungen bis zu einer Situation, in der Romain sich für den tscherkistanischen Revolutionshelden Anton Miroslav ausgibt, und sich von Dimitris Schwester Anna (Alice Pol) vor der Polizei verstecken lässt...

„Super-Hypochonder“ ist hemmungslos albern. Da werden imaginäre Balkanstaaten erfunden, Pässe auf die Namen Cyrano de Bergerac gefälscht, Türcodeapparate mit Desinfektionsmittel überschüttet, bis sie explodieren, und die gute alte Verwechslungskomödie neu inszeniert, als hätte noch nie zuvor jemand eine ähnliche Idee gehabt. Dany Boons („Willkommen bei den Sch’tis“) neueste Komödie strahlt damit eine Art naiven Charme aus, der an die überdrehten Komödien Louis de Funès erinnert. Auch die Nervensäge Romain kann es mit dem kleinen Meister-Komiker aufnehmen. Nicht ganz so aggressiv, aber mindestens ebenso neurotisch, ist Romain jemand, den man nicht zu Besuch, geschweige denn als Schwager haben möchte, der einem aber doch irgendwie ans Herz wächst. Dany Boon spielt die Hypochondrie, an der er wohl auch selbst leidet, bis an die Schmerzgrenze und mit ganzem Körpereinsatz. So etwa in der schönen Szene, als Romain in letzter Minute in die U-Bahn hechtet und dort versuchen muss, sich zu stabilisieren, ohne einen der virenverseuchten Haltegriffe zu berühren…

Frankreich 2013
Regie: Dany Boon
Buch: Dany Boon
Darsteller: Dany Boon, Alice Pol, Kad Merat, Jean-Yves Berteloot, Judith El Zein
Laufzeit: 107 Minuten

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