Snowpiercer

Irgendwann in der Zukunft versuchte die Menschheit mit einer radikalen Lösung die Erwärmung der Atmosphäre zu stoppen: Ein Kältemittel wurde versprüht, jedoch mit unvorhergesehenen Folgen. Die gesamte Oberfläche der Erde ist von Schnee und Eis bedeckt, die Städte zerstört, die Menschheit fast ausgestorben. Nur einige Hundert haben überlebt und fahren im Zug des Großindustriellen Wilford auf einer endlosen Rundfahrt um den Globus. Der visionäre Wilford hatte die Katastrophe kommen sehen und einen endlos langen Zug gebaut, der sich selbst versorgen kann: Es gibt Gewächshäuser, ein Aquarium, eine Schule und viele Annehmlichkeiten für die Reichen. Doch in den hinteren Abteilen lebt der Pöbel, die verdreckte Masse, die mit chemisch hergestellten Proteinblöcken am Leben erhalten und von den Schutztruppen der Reichen unter Kontrolle gehalten wird. Seit 17 Jahren ist der Zug unterwegs, auf seiner endlosen Fahrt, etliche Aufstände wurden schon brutal niedergeschlagen, doch nun brodelt es wieder: Curtis, der als Teenager einen Platz im Zug ergatterte, zögert zwar noch, aber ein Plan reift, sein junger Adjutant Edgar ist voller Eifer und auch der alte, greise Gilliam, der spirituelle Anführer, drängt auf Aktion. Und so geht es schließlich los: Zunächst wird der Ingenieur Namsoong aus dem Gefängnis befreit und mit seiner Hilfe gelingt es Tür um Tür zu öffnen, Abteil für Abteil nach vorne zu kommen. Doch was die Rebellen an der Spitze des Zuges erwartet, können sie nicht ahnen.

Ein Zug als Mikrokosmos der Menschheit, Machtverhältnisse, Unterdrückungsmechanismen, totalitäre Strukturen, Rebellion auf engstem Raum. Das ist die Metapher, der sich Bong Joon-ho („The Host“) in seinem neuen Film „Snowpiercer“ bedient. Das ganze Konzept, das ganze Setting von „Snowpiercer“ ist so überkandidelt, so absurd, dass unsubtile Metaphern dazugehören und der Kraft der Erzählung nichts anhaben können. Vor allem aber ist es das Design des Zuges, die überraschenden Abteile, die hinter jeder Tür auftauchen, die „Snowpiercer“ so originell machen, und dazu etliche spannende, packende Actionszenen, in denen Bong auf engstem Raum und teilweise in fast völliger Dunkelheit seine stilistische Klasse beweist. Als ernstzunehmende Metapher über totalitäre Strukturen funktioniert „Snowpiercer“ nur bedingt, doch als mitreißender Kinntop ist er geradezu unverschämt unterhaltsam.

Korea/ Frankreich 2013
Regie: Bong Joon-ho
Buch: Bong Joon-ho, Kelly Masterson
Darsteller: Chris Evans, Tilda Swinton, John Hurt, Jamie Bell, Song Kang-ho, Ko Asung, Ed Harris
Laufzeit: 126 Minuten
FSK: 16

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Trailer SNOWPIERCER