Nymph()maniac 2

Eine ganze Nacht lang reden Seligman (Stellan Skarsgård) und Joe (Charlotte Gainsbourg) miteinander. Joe erzählt dem Junggesellen, der sie mit in seine Wohnung genommen hat, ihre Lebensgeschichte: Ihre erotischen Abenteuer und schonungslosen Experimente geraten zunehmend zu einem Zwang. Die Schilderung ihrer Suche nach Sex, nach Lust und nach Befriedigung ist für Seligman faszinierend, immer wieder versucht er, Erklärungen zu finden. Die Kapitel des zweiten Teils sind gefüllt mit Szenen und Assoziationen, mit spielerischen Verbindungen und überraschenden Themen: Zum Beispiel mit mehrstimmigen Orgel-Stücken und drei Männern, mit der Freude und dem Leiden in der orthodoxen und der römischen Kirche, mit realen Körpern und ihren Spiegelungen, bis hin zu schmutzigen Geschäften und der sauberen Handhabung einer Pistole ...

Lars von Triers Freude an gesellschaftlichen Normüberschreitungen und -überprüfungen wird einmal mehr auf beeindruckende Weise offensichtlich. „Nymph()maniac“ ist ein komplexes und vor allem intellektuell erregendes Forschungsprojekt über die schwierige Verfasstheit des Menschen in all seinen unterschiedlichen Bedingungen; als animalische Triebkraft, als sozial eingebundenes und determiniertes Wesen, das an den Anforderungen gesellschaftlicher Austauschbeziehungen scheitern kann und doch immer abhängig bleibt, von seinem Bedürfnis nach Liebe und Intimität. Die Auslotung dieser Widersprüche vor allem aus der Perspektive einer Frau zu erzählen, beweist einmal mehr von Triers Sensibilität und große Kunstfertigkeit, die in seinem zweiteiligen Werk einen neuen Höhepunkt erreicht.

Dänemark, Deutschland 2014
Regie: Lars von Trier,
Anders Refn
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin
Laufzeit: 124 Minuten
FSK: 16

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